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Das Haus der Frau L

Die Klasse 11 a des Paul-Pfinzing-Gymnasiums tauchte kürzlich in eine ganz besondere Erfahrung ein: Gemeinsam besuchten die Schülerinnen und Schüler das Programm „Das Haus der Frau L“ – ein Video-Walk konzipiert durch das Künstlerkollektiv LOCI in der Villa Villibald im Nürnberger Norden – und kehrten nachdenklich und voller Gesprächsstoff ins Klassenzimmer zurück.
Das Publikum bewegte sich durch die verschiedenen Räume der Villa, folgte der Spur von zwei Frauen, die das Haus bewohnten und geriet mitten hinein in Fragen nach Erinnerung, Mitverantwortung und der Rolle von Zivilcourage in schweren Zeiten. Begegnet sind sich Emilie Löb und Gabriele Lehmann nie, aber dennoch sind sie miteinander verbunden. Emilie Löb wurde in Nürnberg geboren. Nach ihrer Heirat mit Simon Löb lebte sie mit ihrer Familie in der Pirckheimerstraße und erlebte schwierige Zeiten während des Nationalsozialismus. In der „Reichskristallnacht“ vom 9./10. November 1938 wurde ihr Ehemann von SA-Männern in ihrer Wohnung schwer misshandelt und ermordet; Emilie Löb wurde schwer verletzt. Anfang April 1940 floh Emilie nach Paris, dort überlebte sie den Zweiten Weltkrieg, während ihre Söhne Fritz und Rudolf in Frankreich interniert und 1943 ins Vernichtungslager Majdanek deportiert und ermordet wurden. Emilie Löb ist heute durch einen Stolperstein in Nürnberg geehrt. Jahre später wurde die Villa von Gabriele Lehmann gekauft und bewohnt. Sie war eine stadtbekannte Anwältin in Nürnberg, die durch spektakuläre Fälle und kontroverse Verteidigungen auch unter dem Spitznamen „Ganoven-Gabi“ bekannt wurde. In den Nürnberger Prozessen verteidigte sie hochrangige Nationalsozialisten. Dass Geschichte mehr ist als Zahlen und Fakten, sondern Menschen und ihre Geschichten in den Mittelpunkt rückt, wurde für viele erst hier so richtig spürbar, einfühlsam wurde die Geschichte der beiden Frauen erzählt. Da waren sich alle schnell einig: Dieses Programm hinterlässt Spuren – im Denken und Fühlen. DAS HAUS DER FRAU L ist entstanden durch das Künstlerkollektiv LOCI in Kooperation mit VILLIBALD und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Franken e.V. Gefördert von der Stiftung „Nürnberg – Stadt des Friedens und der Menschenrechte“, der Stadt Nürnberg Geschäftsbereich Kultur und der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg. Schulklassen werden durch Geschichte für Alle betreut und gefördert von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung.
Photo: Rudi Ott