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Setkat se, vzpomenout si, jednat / Begegnen, erinnern, handeln

Es ist ein Abend, der bewegt, nachdenklich macht und Hoffnung gibt: In der Eingangshalle des Paul-Pfinzing-Gymnasiums versammelten sich über 150 Gäste, um gemeinsam an die Auflösung und Befreiung des KZ-Außenlagers Hersbruck vor 80 Jahren zu erinnern. Doch diese Gedenkveranstaltung war weit mehr als ein Blick zurück – sie war ein lebendiges Plädoyer für Demokratie, Toleranz und eine aktive Erinnerungskultur.
Nur zehn Minuten vom ehemaligen Lagergelände entfernt, engagieren sich die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums seit Jahren dafür, die Geschichte der NS-Terrorherrschaft und des Holocaust wachzuhalten und die Lehren daraus in die Gegenwart zu tragen. „Wir wollen nicht nur erinnern, sondern auch Verantwortung übernehmen und uns gegen jede Form von Antisemitismus und Ausgrenzung einsetzen“, betont das Organisationsteam der Schule.
Was diesen Abend besonders macht: Die Jugendlichen selbst standen im Mittelpunkt. Koordiniert von Oberstudienrätin Barbara Raub konzipierten und gestalteten sie die Veranstaltung, recherchierten Biografien, schrieben Gedichte, führten Peer-Group-Gespräche und präsentierten ihre Ergebnisse in kreativen Darbietungen. Unterstützt wurden sie von Künstlern wie Paul und Michael Schober, der französischen Schauspielerin und Sängerin Dany Tollemer, Theaterpädagoginnen sowie der Projektleiterin und Medienpädagogin Franziska Klemm, mit der die Jugendlichen im Rahmen des Hör.Forscher!-Projekts Podcasts zum Thema „Erinnerung“ aufnahmen.
Mit ihren vielfältigen Darbietungen setzten die Schülerinnen und Schüler das fort, was Gerd Vanselow Anfang der 1980er Jahre am PPG mit seiner aufwühlenden Facharbeit zum KZ-Außenlager begonnen hat, so Landrat Armin Kroder. „Ich freue mich, dass ihr euch so intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt, schließlich finden sich in euren Reihen die Verantwortungs- und Entscheidungsträger von morgen“, sagte er.
Internationales Flair erhielt die Gedenkfeier durch die Zusammenarbeit mit dem Gymnázium Josef Jungmann im tschechischen Litoměřice – dort befand sich das größte Außenlager des KZ Flossenbürg. Gemeinsam mit dem bayerisch-böhmischen Theaternetzwerk Čojč entwickelten deutsche und tschechische Jugendliche eine beeindruckende wie berührende Performance, die Grenzen überwand und das Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung schärfte. Finanziell unterstützt wurde diese Begegnung durch den Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds.
Auch Schülerinnen und Schüler vom Gregor-Mendel-Gymnasium Amberg mit ihren jeweiligen Austauschpartnern aus  Norwegen und Frankreich waren eingebunden, führten sich gegenseitig über das Lagergelände und diskutierten über das Erlebte. Solche Peer-Group-Führungen, bei denen Jugendliche Gleichaltrigen Geschichte vermitteln, sorgen für einen besonders nachhaltigen Zugang zur Vergangenheit. Das habe zugleich auch große Bedeutung für eine gute Entwicklung in Europa und der Welt, sagte Bürgermeister Robert Ilg: „Im Austausch mit Jugendlichen aus anderen Ländern könnt ihr deren Lebensart kennen lernen und Freundschaften schließen. Das ist der beste Schlüssel, damit wir auch in Zukunft friedlich miteinander umgehen.“
Videos und persönliche Geschichten machten das Leid der etwa 9.000 Häftlinge aus über 20 Ländern, von denen rund 4.000 starben, greifbar. Die Ergebnisse der Projektarbeit mit dem Menschenrechtsaktivisten Terry Swartzberg gaben den Opfern individuelle Gesichter und Geschichten – durch Podcasts, Gedichte und Biografien.
Der frühere Bezirkstagspräsident Fritz Körber brachte den gelungenen Abend auf den Punkt: „Ich war in den vergangenen Monaten wegen der Vorkommnisse in aller Welt ein bisschen verzweifelt, aber heute Abend haben mir die Jugendlichen wieder sehr viel Mut gemacht.“